SCHWEIZER GESCHICHTE
 
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Schweizer Geschichte

   

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Die Schweiz war im Ersten Weltkrieg als neutraler Kleinstaat von direkten kriegerischen Ereignissen verschont, wirtschaftlich dagegen umso mehr betroffen und aufdie innere Zerreissprobe gestellt.

Kriegsursachen

Weil keine der Grossmächte ernsthafte Anstrengungen zu einer friedlichen Lösung der Probleme unternahm, schien ein Krieg über kurz oder lang unausweichlich. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau durch einen bosnischen Studenten am 28. 6. 1914 in Sarajevo war dann nur noch der berühmte "Funke am Pulverfass". Österreich und Deutschland verlangten ultimativ [mit Ansetzen einer Frist] eine Bestrafung des Mörders, was die serbische Regierung damals - sei es wegen fehlendem Willen oder fehlender Kontrolle über die Extremisten im eigenen Land - ebenso wenig erfüllte wie heute der Palästinerpräsident Arafat.

Kriegsausbruch

Am 28.7.1914 erklärten Österreich und Deutschland Serbien und kurz darauf den mit ihm verbündeten Russland und Frankreich den Krieg. Die deutschen Truppen griffen Frankreich nicht direkt an, sondern marschierten durch das neutrale Belgien, worauf Grossbritannien auf gegen Deutschland in den Krieg eintrat. Man sieht hier, dass die "bloss erklärte" und durch Garantien von Grossmächten "geschützte" Neutralität ohne entsprechende eigene militärische und wirtschaftliche Macht- und Druckmittel einen Angriff auf einen neutralen Kleinstaat nicht verhindern können.

Japan nutzte die Gelegenheit, seinen Einfluss auszudehnen und eroberte deutsche Besitzungen in Nordchina, die Türkei schloss mit Deutschland einen gegen Russland gerichteten Vertrag und Italien liess sich als Belohnung für seinen Kriegseintritt auf der Seite der Allierten [gegen Deutschland/Österreich verbündeten Staaten] die Ausdehnung seines Gebietes bis zu den Alpen (Südtirol) und an der östlichen Adriaküste (heutiges Kroatien) zusichern.

Kriegsverlauf

Nach raschen deutschen Anfangserfolgen folgte ein langwieriger Stellungskrieg in Nordfrankreich. Dutzende von Schlachten zwischen Italien und Österreich brachten keine Entscheidung. In Osteuropa deutsch-österreichischer Vormarsch gegen wenig motivierte russische Truppen, im Mittelmeer britische Erfolge gegen die Türkei. Beide Seiten setzten neue Waffen (Panzerfahrzeuge, Ballons, Flugzeuge, U-Boote gegen Handelsschiffe, Giftgas) ein, ohne dadurch entscheidende Vorteile zu erringen.


Kriegsende

Die russische Oktoberrevolution

Ende 1916 schienen beide Seiten grundsätzlich zu Friedensverhandlungen und einem "Frieden ohne Sieger und Besiegte" bereit, konnten sich aber über die konkreten Bedingungen nicht einigen. Der deutsche U-Boot-Krieg gegen amerikanische Handelsschiffe und der deutsche Versuch, Mexiko zum Kriegseintritt zu bewegen, führten im April 1917 zum Kriegseintritt der USA. In Frankreich, Deutschland und Österreich-Ungarn kam es zu inneren Unruhen; in Russland musste Zar Nikolaus II. im April 1917 abdanken. Die Revolutionäre um Wladimir Iljitsch Lenin kehrten aus ihrem Schweizerischen Exil zurück und gelangten nach einem ersten gescheiterten Putschversuch im Juli mit der Oktoberrevolution doch noch an die Macht, enteigneten die Grossgrundbesitzer und schlossen rasch Frieden mit Deutschland und Österreich-Ungarn, um ihre Revolution ungestört durchziehen zu können.

Das Ende der Monarchie in Deutschland

Noch während der Waffenstillstandsverhandlungen mit den Westmächten kam es in Deutschland zur Bildung von "Arbeiter- und Soldatenräten" und Revolutionen in München und Berlin, der deutsche Kaiser Wilhelm II. wurde im November 1918 zur Abdankung gezwungen und ins holländische Exil geschickt.

Der Untergang der Donaumonarchie

Die Tschechoslowakei und Ungarn erklärten am 30.10.1918 ihre Unabhängigkeit von der habsburgischen Donaumonarchie und in Österreich wurde am 12.11.1918 die Republik ausgerufen. Der österreichische Kaiser Karl I. wurde zum Verzicht auf jede Regierungstätigkeit gezwungen und nach zwei gescheiterten Putschversuchen 1921 nach Madeira verbannt.

Die Friedensverträge mit den Westmächten

Nun war von deutsch - österreichischer Seite an eine Fortsetzung des Krieges nicht mehr zu denken, die Alliierten diktierten die Bedingungen des Friedens im Vertrag von Versailles. Deutschland musste das Elsass und Gebiete im Osten abtreten, das Saarland und die Kolonien wurden durch den neu gegründeten Völkerbund (s. unten) verwaltet. Zudem wurden Deutschland, Österreich und Ungarn zu riesigen Reparationszahlungen [Bezahlung der durch den Krieg verursachten Schäden] verpflichtet.

Österreich musste im Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye (1919) definitiv auf Ungarn und die slawischen Teile seines Reiches verzichten und das Südtirol an Italien abtreten. Der österreichische Wunsch, sich unter den geänderten Rahmenbedingungen dem Deutschen Reich anzuschliessen, wurde von den Siegermächten abgelehnt. Auch Ungarn wurde als Nachfolgestaat der Donaumonarchie betrachtet und musste im Friedensvertrag von Trianon (1920) grosse Gebiete an die Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien abtreten. Die Türkei schliesslich verlor umstrittene Grenzgebiete und Inseln an Griechenland, Syrien und den Libanon an Frankreich, den Irak, Palästina, Zypern und Aegypten an Grossbritannien, dazu erhielt Kurdistan eine gewisse Autonomie.



Die Schweiz im Ersten Weltkrieg

Dass die Schweiz sich aus dem Ersten Weltkrieg heraushalten konnte, dürfte mehrere Gründe haben:

Mit anderen Worten: Den Kosten und Risiken eines Angriffs auf die Schweiz hätte kaum ein militärischer bzw. kriegswirtschaftlicher Nutzen entsprochen. Solche Nützlichkeitserwägungen der kriegsführenden Mächte, nicht etwa die in der Schweiz gleichsam mythisch verklärte Neutralität waren also ausschlaggebend dafür, dass die Schweiz nicht angegriffen wurde. Umgekehrt zeigt der deutsche Angriff auf das ebenfalls neutrale Belgien (dessen Pech es war, auf einer verlockenden Angriffsroute ins Herz Frankreichs zu liegen und reichlich über kriegswichtige Rohstoffvorräte (Kohle) zu verfügen) - mit aller Deutlichkeit, dass die Neutralität eine Grossmacht nicht von einem Angriff abhalten konnte.

Die rohstoffarme, aber hoch industrialisierte und daneben vom Tourismus abhängige Schweiz war wirtschaftlich durch den Krieg stark betroffen: Nur durch Verhandlungen mit beiden kriegsführenden Parteien konnte eine minimale Versorgung mit Rohstoffen sichergestellt werden. Die Abhängigkeit von importierter Kohle führte während und nach dem Krieg zu einem Ausbau der Elektrizitätserzeugung aus (einheimischer) Wasserkraft. Die Pionierrolle der Schweizer Bahnen bei der Umstellung von Dampflokomotiven auf Elektrolokomotiven ist weit gehend durch die Erfahrungen des Krieges bedingt.

Während des Krieges bewährte sich das Internationale Kommittee vom Roten Kreuz (IKRK) mit humanitären Leistungen, insbesondere einer Zentralauskunftsstelle für Flüchtlinge. Dies wurde international durch die Verleihung des Friedensnobelpreises 1917 anerkannt. Auf Anregung des Bundesrates wurden mit Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Österreich-Ungarn, und Belgien Abkommen geschlossen, die von 1916 bis zum Kriegsende 68'000 verwundeten und kranken Soldaten beider Seiten eine Erholung in der Schweiz ermöglichten.

Der Erste Weltkrieg führte zu einer inneren Zerreissprobe für die Schweiz Schon bei der Wahl von General Ulrich Wille, dessen Sympathien für Deutschland kein Geheimnis waren, fühlten sich die Romands [Westschweizer] brüskiert. Der innere Konflikt verschärfte sich noch nach dem deutschen Einmarsch in Belgien, "da die deutschschweizerische Presse die Neutralitätsverletzung im Gegensatz zur welschen weitgehend rechtfertigte." (Morel, Aufklärung oder Indoktrination?, S. 20) Der eintönige Militärdienst in Wartestellung drückte auf die Moral der Milizsoldaten. Deshalb schuf General Wille im ersten Kriegswinter den so genannten Vortragsdienst. Einerseits sollten die Soldaten vom eintönigen Dienstalltag abgelenkt werden, andererseits wollte man sie auch staatsbürgerlich weiterbilden.



Soziale Spannungen und Generalstreik

Rationierung und Teuerung

Die Nahrungsmittel- und Energieversorgung der Schweiz hing zu 40% von Importen ab. Trotz staatlicher Lenkungsmassnahmen (Getreidemonopol 1915 zur besseren Koordination und Rationierung ab 1917) führte der Krieg zu starker Teuerung. Jeder Soldat leistete im Durchschnitt etwa 500 Diensttage und erhielt in dieser Zeit weder Lohn noch eine Verdienstausfallentschädigung (diese wurde erst vor dem 2. Weltkrieg eingeführt). Dies führte in den ärmeren Bevölkerungsschichten zu harten Notlagen.


Demonstrationen und Krawalle in der Schweiz

1916 kam es zu ersten linken Demonstrationen und Krawallen, Teile der Armee wurden gegen die eigene Bevölkerung zu "Ordnungsdiensten" eingesetzt. Im Juni 1917 distanzierte sich die Sozialdemokratische Partei von der Landesverteidigung und die linke Presse begann, Vorkommnisse in der Armee zu kritisieren - vielleicht etwas aufbauschend, aber nicht ganz unbegründet, wie sogar General Ulrich Wille zugeben musste: "Die Missstimmung im Volk und in der Armee gegen Ende des Aktivdienstes war ... einmal durch die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen, dann durch die mancherlei Unvollkommenheiten der Armee selbst verursacht." (General Ulrich Wille, Bericht an die Bundesversammlung über den Aktivdienst 1914/18, Zürich 1919, S. 12, zit. nach Morel, a.a.O., S. 21f).

Angeregt durch die russische Oktoberrevolution kam es 1917 in Zürich zu grösseren Krawallen, bei denen vier Personen getötet und 28 verletzt wurden. Eine ernsthafte Bedrohung der Demokratie entstand daraus jedoch nicht, weil die grosse Mehrheit des Volkes sehr wohl zwischen den Verhältnissen im zaristischen Russland und den eigenen unterscheiden konnte und offenbar auch die Erinnerung an die eigene Geschichte (Besetzung durch Napoleon nach der französischen Revolution, Freischarenzüge, Sonderbundskrieg) genügend wach geblieben war, um die Lust auf revolutionäre Experimente zu dämpfen.


Der Landesstreik (1918)

Die soziale Notlage war durch das bürgerliche Abblocken der an sich wohl begründeten linken Forderungen natürlich nicht gelöst. Im Juni 1918 lebte schliesslich ein Sechstel der Bevölkerung unter dem Existenzminimum. Bei Kriegsende rief das Oltener Komittee der Gewerkschaften einen landesweiten Generalstreik aus. Bundesrat und Parlament blieben hart und ordneten einen massiven Armeeeinsatz an. Die Streikleitung musste nach drei Tagen kapitulieren. "Im Sommer 1919 kam es zu weiteren Unruhen in Zürich und Basel, wobei neben der Armee auch Bürgerwehren zum Einsatz kamen." Die Verbitterung und Entfremdung zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum verfestigte sich in den folgenden Jahren noch. (Morel, a.a.O., S. 20f)

War also der Generalstreik von 1918 ein Misserfolg? Betrachtet man den Landesstreik als isoliertes Ereignis, so könnte man durchaus auf diese Idee kommen. Allerdings gibt es - knappe hundert Jahre später - nicht eine einzige Forderung des Oltener Komitees, die unerfüllt geblieben wäre: Was sich mit einem Generalstreik auf die Schnelle nicht erzwingen liess, wurde nach und nach auf dem ordentlichen demokratischen Weg mittels parlamentarischen Vorstössen, Volksinitiativen und nicht zuletzt konsequenter Überzeugungsarbeit doch noch durchgesetzt.

Die Einführung des Proporzwahlrechts

Die politisch bedeutsamste Forderung - die Umstellung vom Majorzwahlrecht [Wahl eines Kandidaten pro Wahlkreis] auf das Proporzwahlrecht [Wahl von mehreren Kandidaten im Verhältnis der abgegebenen Stimmen] - wurde bereits 1919 eingeführt und zeigte sofort Folgen. Die Freisinnigen hielten seit 1848 ununterbrochen eine erdrückende absolute Mehrheit im Nationalrat (1911 noch 114 von 189 Sitzen = 60%). Bei den ersten Proporzwahlen 1919 blieben die Freisinnigen zwar mit 63 Sitzen stärkste Fraktion, verloren aber ihre Mehrheitsstellung sehr deutlich (nur noch 33%). Obwohl ausser den Sozialdemokraten auch die neue Bauern- Gewerbe- und Bürgerpartei BGB vom neuen Proporzwahlrecht profitierte (also jene Kleinbürger, aus deren Kreisen die an der Niederschlagung des Generalstreiks beteiligten Soldaten rekrutiert worden waren) darf man das JA zur Proporzwahl-Volksinitiative (nach zwei gescheiterten Versuchen 1900 und 1910) wohl auch als Quittung für das Abblocken der notwendigen Reformen durch die Freisinnigen und die Katholisch-Konservativen interpretieren.


Die Grippeepidemie von 1918/1919

Die schlimmste je bekannt gewordene Grippeepidemie wütete 1918 - 1919 und forderte weltweit schätzungsweise 20 - 25 Millionen Todesopfer. Ihre grosse Ausbreitung ist zumindest teilweise auf den Krieg zurück zu führen (Verschleppung der Erreger aus den USA nach Europa durch US-Soldaten, Mangelernährung und prekäre hygienische Verhältnisse). In der Schweiz erkrankte mehr als die Hälfte der Bevölkerung, die zivilen Spitäler waren ebenso überfordert wie der militärische Sanitätsdienst, zeitweise brach Panik aus, 1918 waren 20'000 Tote zu beklagen, 1919 und 1920 nochmals je knapp 4'000. Am meisten gefährdet waren Personen zwischen 20 und 49 Jahren. ( C.E. Ammon, Universitätsspital Genf, Rapport d'investigation L'épidémie de grippe espagnole de 1918 à Genève, Suisse). Dass 1805 Soldaten der Grippe zum Opfer fielen, davon 926 während des Einsatzes gegen den Generalstreik (Morel, a.a.O., S. 22), führte zu heftigen politischen Auseinandersetzungen.



Die Zwischenkriegszeit

Die Schweiz in den Zwanziger Jahren

Nach dem Ersten Weltkrieg standen die frühen 1920'er Jahre weltweit zunächst unter dem Zeichen des schwierigen Wiederaufbaus, dem ein wirtschaftlicher Aufschwung folgte, aber auch der Verdrängung gesellschaftlicher Probleme. In der Schweiz wurde der Generalstreik von 1918 durch den Einsatz der Armee niedergeschlagen, wesentliche, durchaus berechtigte politische Forderungen der Arbeiterschaft (wie etwa die Einführung einer Altersvorsorge und das Frauenstimmrecht) wurden zunächst auf Eis gelegt und erst später wieder aufgenommen. Immerhin erreichten die Gewerkschaften 1919 mit einer Revision des Arbeitsgesetzes die Herabsetzung der maximalen Arbeitszeit in Industriebetrieben auf 48 Stunden pro Woche.

Völkerbund

Mit dem 1. Weltkrieg war der Versuch erneut gescheitert, die Hegemonie [Vormachtstellung] einer einzelnen Grossmacht durch ein Gleichgewicht der Mächte und verschiedenste Bündnissysteme in Schach zu verhindern. Deshalb schlug US-Präsident Wilson 1918 einen Völkerbund (weltweite überstaatliche Organisation) vor, um künftige Kriege zu verhindern. Kriege wurden nicht mehr als legitime (rechtmässige) Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen betrachtet, sondern als Unrecht erklärt.

Der Völkerbund 1920 mit Sitz in Genf von 63 Mitgliedsstaaten (darunter die Schweiz) gegründet, konnte allerdings den 2. Weltkrieg nicht verhindern. Das US-Parlaments verweigerte Präsident Wilson die Gefolgschaft und weil für die meisten Beschlüsse Einstimmigkeit gefordert war, kamen diese meist nicht zustande. Deutschland trat 1933 aus, Italien 1937, die UdSSR wurde ausgeschlossen und 13 weitere Staaten verliessen den Völkerbund bis 1939. Der Völkerbund wurde 1946 aufgelöst. Der Völkerbundssitz in Genf lebt im Rahmen der UNO weiter.
Mehr zum Völkerbund



Hyperinflation in Deutschland und Putschversuche

In Deutschland wurde durch harte Friedensbedingungen (Verpflichtung zu Reparationszahlungen) der wirtschaftliche Wiederaufbau behindert und damit ein Nährboden für eine erneut nationalistische Politik gelegt. Von 1922 bis zur Stabilisierung im November 1923 sank der Wert der Reichsmark auf unvorstellbare 4'200'000'000 Reichsmark pro US-Dollar. Verschiedene Putschversuche von Rechtsextremisten 1920 (Kapp-Putsch), 1923 ("Schwarze Reichswehr" in Küstrin sowie Hitlerputsch in Bayern) wurden von der Polizei niedergeschlagen. Adolf Hitler, der Führer der nationalsozialistischen Terrorbanden, kam mit einer milden Gefängnisstrafe davon und nutzte die Zeit, um sein Programm "Mein Kampf" zu verfassen.



Die Weltwirtschaftskrise 1929 - 1932

Grammophon In den USA wurde die Industrieproduktion zunächst durch Massengüterproduktion (Einführung des Fliessbandes) von 1921 bis 1929 verdoppelt. Der Wohlstand spiegelte sich auch in einer blühenden Unterhaltungsindustrie ("Roaring Twenties"). Das übermässige Wachstum war aber mit einer Aufblähung des Kreditmarktes erkauft worden, es entstand eine spekulative Überbewertung der Aktienkurse. Am 29. Oktober 1929 ("Schwarzer Freitag") platzte die "Blase", die Börsenkurse in New York brachen um bis zu 90% ein. Eine Wirtschaftkrise folgte, in den USA stieg die Zahl der Arbeitslosen auf 15 Millionen. Durch den Abzug amerikanischer Kredite brach der internationale Zahlungsverkehr in Europa und damit der Handel zusammen.

In der Schweiz litten vor allem die Landwirtschaft (Einbruch des Milchpreises zwischen 1929 und 1935 um 22%, des Schlachtviehpreises gar um 38%) und die exportorientierten Branchen (Rückgang der Exporte in der Uhrenindustrie und Maschinenindustrie je 59%, in der Seidenindustrie gar 84%). Die Arbeitslosigkeit stieg bis Anfang 1936 auf 124'008 Stellensuchende an. Die noch beschäftigten Arbeitnehmer mussten Lohneinbussen bis zu 10% in Kauf nehmen. Im Vergleich mit den USA oder gar mit Deutschland waren diese Auswirkungen aber immer noch erträglich.



Europa zwischen Demokratie und Diktatur

Europa bestand 1914 noch aus 17 Monarchien [von erblichen Königen oder Fürsten regierte Staaten] und drei Republiken [Staaten ohne Adelsherrschaft] (nämlich der Schweiz, Frankreich und Portugal). 1919 dagegen waren es 13 Republiken und 13 Monarchien (wovon die meisten wie Grossbritannien und die Skandinavischen Staaten mit demokratischer Verfassung). Die reine Adelsherrschaft hatte endgültig abgedankt. Wie sich allerdings bald zeigen sollte, verlief der Übergang zum heutigen, demokratischen und friedlichen Europa alles andere als glatt.

Im Gegensatz zu Grossbritannien, Frankreich, den USA und der Schweiz beruhten die jungen Demokratien in Deutschland und Österreich nicht auf einem jahrhundertelangen Ringen der gesellschaftlichen Gruppen, sondern auf dem (rein zeitlichen) Zusammentreffen gewaltsamer Aufstände der Arbeiterschaft mit dem Einfluss der Siegermächte. Das Parlament der "Weimarer Republik" [Weimar = Tagungsort der verfassungsgebenden Versammlung] bot ein Bild heilloser Zerstrittenheit. Starke konservative und nationalistische Kreise um die Generäle Hindenburg und Ludendorff brachten alsbald die so genannte "Dolchstosslegende" in Umlauf, nach der die Niederlage Deutschlands den aufständischen Arbeitern ("Dolchstoss in den Rücken der (angeblich) siegreichen Truppen") zuzuschreiben sei. Obwohl historisch nicht haltbar, war die Dolchstosslegende eines der wichtigsten Propagandamittel der nationalistischen Kreise nicht nur gegen die Sozialisten, sondern gegen die "Weimarer Republik" und die demokratische Staatsform überhaupt.

Heute scheint es uns selbstverständlich, dass das Volk entscheidet, was Recht ist und welche Ordnung im Staat gelten soll - vor weniger als hundert Jahren war dies allerdings in den meisten Ländern alles andere als selbstverständlich. Jahrhundertelang hatte man sich daran gewöhnt, dass der König für Recht und Ordnung sorgte. Wie schon nach der französischen Revolution meinten nun allzu viele in den neuen Republiken, dass sie sich - nachdem man ihnen den König gewissermassen weggenommen hatte - an keinerlei Recht mehr zu halten brauchten, während andere sich wieder eine starke Führung wünschten.

In diese gesellschaftliche Orientierungslosigkeit über das Recht (Anomie) trat Hitler mit seinem Anspruch, Deutschland als starker "Führer" zu neuer Grösse zu führen - und allzu vielen schien dies bei weitem besser als das nicht enden wollende politische und wirtschaftliche Chaos der jungen Republik. Ähnlich wie in Deutschland kam es auch in Italien (1932-1944), Portugal (1926-1974), Spanien (1923-30 und 1938-1975), Albanien (1925-1928), Litauen (das sich noch 1922 eine Verfassung nach Schweizer Vorbild gegeben hatte), Polen (1926) und Bulgarien (1923-30 und ab 1934) zu Diktaturen [Gewaltherrschaft ohne demokratische Kontrolle], in Jugoslawien (1929) und Rumänien (1938) zu Königsdiktaturen. Eine wesentliche Rolle bei der Machtergreifung der Diktatoren spielte die weit verbreitete Angst des Bürgertums vor einer Arbeiterschaft, die offen Lust bekundete, die russische Revolution von 1916 zu kopieren.

Der Erste Weltkrieg erschütterte die zuversichtliche und fortschrittsgläubige Grundstimmung der Jahrhundertwende jäh. Sie wurde durch Zwietracht, Verzweiflung und Desillusionierung [Zusammenbruch von Überzeugungen, die der Wirklichkeit nicht standhalten], aber auch neue ideologischer Glaubensgewissheiten abgelöst, die unermesslichen Hass hervorbrachten und elementare Grundlagen der Menschlichkeit in Frage stellten. Damit einher gingen "Nationalismus und Angst vor Fremden, tiefgreifende soziale Gegensätze, Furcht und Hass des Bürgertums angesichts einer sich radikalisierenden Arbeiterbewegung, dazu ein aggressiver werdender Antisemitismus, der die Juden für sämtliche Übel der Gesellschaft verantwortlich machte." (Schlussbericht der Bergier - Kommission, S. 50). Kurzum: die vorschnell überwunden geglaubten Probleme des 19. Jahrhunderts tauchten europaweit wieder an die Oberfläche auf.

Auch die Schweiz blieb davon nicht ganz verschont, allerdings war ihre demokratische Tradition so gefestigt, dass eine Mehrheit der Bevölkerung rechtsextremen "Heilslehren" und besonders einen autoritären Führer klar ablehnte.



Literatur und Links zur Schweizer Geschichte im 1. Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit:



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