Schweizer Geschichte

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Die Entwicklung des Verkehrs in der Schweiz

Die Post

Erste private Postdienste waren schon im 16. Jahrhundert entstanden, ab 1653 überquerte ein wöchentlicher Botenkurs Mailand - Luzern des Luganeser Postunternehmers Diego Maderno den Gotthard in 4 Tagen. Die Reiterpost des Berner Postunternehmers Beat Fischer von Reichenbach brauchte 1697 für die Strecke Altdorf - Mailand immer noch 3 Tage.

1843 gaben die Postdienste in Zürich und Genf ("Doppelgenf") die ersten Briefmarken der Schweiz heraus. Bekannter ist allerdings das "Basler Dybli" von 1845. Mit der Bundesverfassung von 1848 wurde das Postwesen zur Bundessache und ab 1850 wurden Briefmarken im ganzen Land eingeführt. 1874 wurde in Bern von 21 Staaten ein Vertrag zur Vereinheitlichung des Briefverkehrs unterzeichnet. Bern ist Sitz des Weltpostvereins.

Alpenstrassen und Postkutschen

1805 wurde der Simplonpass als erste europäische Hochalpenstrasse für den Wagenverkehr eröffnet. Zwischen 1821 und 1823 wurden die Bündner Pässe San Bernardino und Splügen für den Wagenverkehr ausgebaut, 1827 - 1830 der Gotthard. Als Zufahrt zum Gotthard wurde 1827 auch der Seedamm Melide - Bissone aufgeschüttet. 1849 wurde der erste Strassenbelag aus Asphalt im Val de Travers (NE) getestet. In einem Bergwerk in Tavannes (BE), wurde bis vor wenigen Jahren noch Asphalt abgebaut.

1834 wurde eine Eilpostverbindung Genf - Paris mit einer Fahrzeit von drei Tagen eingeführt. 1835 folgte die Gotthardpost Basel - Mailand, 1838 die Eilwagenkurse Genf - Fribourg - Bern - Zürich ("Transhelvetica") und Bern - Biel - Delémont - Basel ("Vélocifère"). Die Eilkurse verkehrten mit kurzen Zwischenhalten zum Essen, zum Aufsuchen der Toilette und zum Pferdewechsel. Je nach Steigung mussten die Pferde alle zwei bis vier Stunden ausgewechselt werden, nach 15 - 20 Stunden wurde auch der Postillon [Postkutscher] abgelöst. Noch war der sprichwörtliche "Kantönligeist" aber nicht überwunden: Am Gotthard mussten die Passagiere mitsamt ihrem Gepäck von der Urner auf die Tessiner Postkutsche umsteigen bzw. umgekehrt. Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Mailand - Camerlata reduzierte sich die Fahrzeit Basel - Mailand auf 50 Stunden. (Die Gotthardbahn reduzierte die Fahrzeit auf gut 10 Stunden. Heute benötigt ein Intercity / Eurocity - Zug noch 5½ Stunden.)

Postautos

Postauto aus den 1960'er Jahren Ab 1904 setzte die Post Lastwagen zum Posttransport ein, 1906 tauchten die ersten Postautos zur Personenbeförderung von Bern in die Vororte auf. Auch heute sind Postautos ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes "Bahn und Bus 2000" des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz.



Dampfschiffe

Auf dem Genfersee begann 1823 mit dem von einem US-amerikanischen Ingenieur konstruierten "Guillaume Tell" das Zeitalter der Dampfschifffahrt. 1826 fuhr auf dem Lago Maggiore im Tessin das Dampfschiff "Verbano". 1835 zogen die Zürcher nach: ihre "Minerva" war das erste eisernes Dampfschiff Mitteleuropas und benötigte für die Fahrt von Zürich nach Rapperswil SG noch 2 statt bis zu 6 Stunden. Auf dem Genfersee verkehrten damals bereits drei, auf dem Neuenburgersee zwei Dampfschiffe. Ab 1837 wurden die Nauen (flache, sowohl für Segel- als auch Ruderbetrieb geeignete Boote) auf der Strecke Luzern - Flüelen UR [am oberen Ende des Vierwaldstättersees] durch das Dampfschiff "Stadt Luzern" [nicht mit dem heutigen, immerhin ...-jährigen Dampfschiff gleichen Namens identisch] abgelöst.



Wachstum der Städte, Schleifen der Mauern

Luzern: Museggmauer mit Wachtturm, Luegislandturm, Männliturm,
Nölliturm; Foto © 2001 M. Jud Mit dem starken Wachstum der Städte und der Entwicklung der Waffentechnik hatten die Stadtbefestigungen ihren ursprünglichen Sinn verloren, hemmten aber die bauliche Entwicklung und beeinträchtigten den zunehmenden Verkehr. Bern begann bereits 1807 mit dem Abbruch oder der Umwandlung seiner Befestigungen, Zürich 1833, Genf erst 1850. Viele Mauern und Türme wurden niedergerissen, Gräben aufgefüllt und als Promenaden genutzt. In Luzern erkannte der Stadtrat gerade noch rechtzeitig den touristischen Wert, die Befestigungen am linken Reussufer wurden geschleift, die Museggmauer mit ihren Wehrtürmen blieb dagegen erhalten.

Die Städte wuchsen so rasch, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Siedlungsgebiet vereinzelt bereits an die Grenzen der Nachbargemeinden stiess. In Zürich wurden 1893 elf Gemeinden eingemeindet, sodass die Einwohnerzahl mit einem Schlag von 28'000 auf 212'000 und die Fläche von 17 km² auf 45 km² anstieg. Dem Beispiel Zürichs folgten weitere, grosse und kleine Städte mit ihren Vorortsgemeinden (z.B. 1919 Frauenfeld), andere konnten oder wollten dies nicht (z.B. Basel, Luzern).



Tourismus

Pfarrer Joh. Jos. Imseng, Förderer des Tourismus im Saastal,
 Foto © 2002 M. Jud Hatte das 18. Jahrhunderte noch einzelnen Bildungsreisenden wie Goethe gehört, so setzte auch im Tourismus im 19. Jahrhundert eine stürmische Entwicklung ein. So wurde 1825 der erste Tourist im Saastal (VS) gesichtet, von 1834 - 1900 erstürmten Seilschaften von meist englischen, aber auch deutschen oder französischen Touristen und einheimischen Bergführern beinahe sämtliche Gipfel der Schweizer Alpen und Hotels schossen wie Pilze aus dem Boden. Weitsichtige Persönlichkeiten wie Pfarrer Joh. Jos. Imseng im Saastal (VS, s. Bild) erkannten früh das Potenzial des Fremdenverkehrs, sie mussten sich aber z.T. gegen hartnäckigen Widerstand konservativer Kreise durchsetzen.

Leukerbad VS und Gemmipass, Foto © 2001 M. Jud Der britische Reiseunternehmer Thomas Cook erfand die Pauschalreise und führte Reisegruppen von Touristen ohne ausreichende Sprach- und Ortskenntnisse für eine Einzelreise ab 1863 auch durch die Schweiz. Angeboten wurde folgende Route: Genfersee - Wallis - Leukerbad - Gemmipass (s. Bild) - Berner Oberland - Giessbachfall - Brünigpass - Luzern - Rigi - Bern - Neuenburg. Damit begann in der Schweiz das Zeitalter des Massentourismus.

Im gleichen Jahr schlossen sich Bergfreunde aus allen Teilen der Schweiz zum Schweizerischen Alpenclub (SAC) zusammen. Die vom SAC erbauten und gewarteten Berghütten ermöglichen erst den Aufstieg auf viele Gipfel in den Alpen. 1865 gelang einer britisch - französischen Seilschaft die Erstbesteigung des Matterhorns, des wohl bekanntesten Gipfels der Schweiz.



Eisenbahngeschichte

Die Geschichte der Eisenbahn begann im 18. Jahrhundert mit von Pferden gezogenen Förderwagen im Bergbau. 1765 und 1782/84 hatte der britische Ingenieur James Watt (1736 - 1819) die Dampfmaschine von T. Newcomen verbessert und praxistauglich gemacht. Sie trug in Grossbritannien wesentlich zur industriellen Revolution bei, während die Industrialisierung der Schweiz vor allem auf der Wasserkraft beruhte. 1803 erfand der britische Ingenieur Richard Trevithick (1771 - 1833) die Dampflokomotive. Dampflokomotive "Rocket", Rekonstruktion,
Foto ©1997 M. Jud George Stephenson (1781 - 1848) konstruierte ab 1813 Dampflokomotiven für den Bergbau und erreichte 1821, dass die als Pferdebahn geplante Verbindung Stockton - Darlington (39 km) als Dampfeisenbahn gebaut wurde. Seine Lokomotive "Rocket" Die ersten Eisenbahnlinie auf dem Festland entstanden 1835: Brüssel - Mecheln (Belgien) und Nürnberg - Fürth (D). 1839 folgte Leipzig - Dresden (115 km), 1850 besass Deutschland bereits 5470 km Eisenbahnlinien!

Dampflokomotive "Limmat" der
"Spanisch - Brötli - Bahn", Rekonstruktion,
Verkehrshaus der Schweiz, Luzern, Foto ©1997 M. Jud In der Schweiz wurde 1836 eine Eisenbahngesellschaft mit dem Ziel gegründet, eine Bahnlinie von Basel nach Zürich zu bauen, die aber aus Geldmangel 1841 aufgeben musste. 1844 wurde die Strecke Strassburg - Basel (davon 1,86 km auf Schweizer Boden) eröffnet. Nun konnten die Zürcher nicht mehr länger zurückstehen: Die 1846 gegründete "Nordbahn" konnte 1847 die Linie Zürich - Baden AG einweihen, die im Volksmund nach einer Badener Spezialität bald "Spanisch - Brötli - Bahn" genannt wurde.

1852 wurde nach langem Ringen zwischen dem "Eisenbahnkönig" Alfred Escher und dem Berner Radikalen Jakob Stämpfli das Eisenbahngesetz erlassen: die Anhänger einer Staatsbahn unterlagen (vorerst), die bereits gegründeten Privatbahnen konnten weiterbauen. 1855 wurde die Strecke Winterthur - Zürich eröffnet, 1864 die Strecke Luzern - Zürich.

1858 wurde der erste Hauensteintunnel als wichtigstes Teilstück der Strecke Basel - Olten der "Schweizerischen Centralbahn" eingeweiht. Der Bau des Tunnels hatte bei einem Schachteinsturz 63 Tote gefordert.

Die Gotthardbahn

Kaum waren die wichtigsten Bahnen im mehr oder minder flachen Mittelland in Betrieb genommen, setzten sich 1853 die Eisenbahnbegeisterten (allen voran einmal mehr Alfred Escher) die Überwindung der Alpen in den Kopf. Die Basler Centralbahn, Eschers Nordostbahn sowie die Kantone ZH, LU, UR, SZ, OW, NW, ZG, SO, SH, AG, TG, TI, BS und BL ersuchten den Bund 1860 um eine Subvention [finanzielle Beihilfe des Staates] für eine Gotthardbahn. Bern (unter Eschers Erzfeind Stämpfli) zog sich nach anfänglicher Mitarbeit zurück und plante eine Grimselbahn mit Fortsetzung ins Bedrettotal. Die Westschweizer Kantone VD, VS und GE wollten den Simplon ausbauen. In der Ostschweiz favorisierte man eine Lukmanierbahn. Während die Simplonbahn 1907 doch noch realisiert wurde und bis gegen Ende des 20. Jahrhundert den Weltrekord des längsten Tunnels (19'803 m) hielt, scheiterte die Ostalpenbahn an der Konkurrenz durch die Brennerroute in Österreich.

1869 lud der Bundesrat Italien und Deutschland zu einer Gotthardkonferenz ein, die noch im gleichen Jahr zu einem Vertrag mit Italien führte: Italien sollte 45 Millionen Franken, die Schweiz 20 Millionen Subventionen an den Bau der Gotthardbahn leisten. Deutschland beteiligte sich nach dem Ende des Deutsch - Französischen Krieges 1871 mit 20 Millionen Franken. Daraufhin wurde in Luzern die Gotthardbahn - Gesellschaft unter Leitung von Alfred Escher gegründet. Auf den Finanzmärkten in Deutschland, Italien und der Schweiz beschaffte die Gesellschaft mit der Ausgabe von Aktien und Obligationen ein Kapital von 102 Millionen Franken . Der Bau des Gotthardtunnels wurde öffentlich ausgeschrieben, den Zuschlag erhielt die ehrgeizigste Offerte des Genfer Bauunternehmers Louis Favre (1826 - 1879).

Der Vertrag sah einen Preis von 47,8 Millionen Franken (2800 Franken pro Laufmeter), eine Bauzeit von 8 Jahren, eine Prämie von 5000 Franken für jeden Tag Vorsprung und eine Pönale [Strafabzug] von 5000 Franken für jeden Tag Verzögerung vor, dazu musste Favre eine Kaution [Sicherheitsleistung] von 8 Millionen Franken hinterlegen, die bei einer Verspätung von einem Jahr an die Bahngesellschaft verfallen wäre. 1875 kam es zu einem Streik von 2000 italienischen Arbeitern in Göschenen (UR), der mit Waffengewalt niedergeschlagen wurde. Eine nachfolgende Untersuchung durch einen Kommissar des Bundes kritisierte die schlechten Arbeitsbedingungen scharf.

Die Wirtschaftskrise Mitte der 1870'er Jahre traf die Bahngesellschaften hart, 1878 musste Alfred Escher als Präsident der Gotthardbahn zurücktreten, um die Zustimmung zu Nachsubventionen zu ermöglichen. Louis Favre starb 1879 an einem Schlaganfall im Tunnel, er erlebte den Durchstich 1880 nicht mehr. 1882 konnte die Gotthardbahn mit 15 Monaten Verspätung eingeweiht werden. Zeitweise hatten bis zu 15'000 Arbeiter im Tunnel und an den Zufahrtslinien gearbeitet. Der Bau forderte 290 Todesopfer bei Unfällen.

Die Jura - Simplon - Bahn

Die Jura - Simplon - Bahn entstand 1890 durch Fusion aus der Jura - Bern - Luzern - Bahn (Linie Basel - Delemont - Biel - Bern - Konolfingen - Langnau - Luzern) und der Compagnie des chemins de fer de la Suisse-Occidentale (Westbahn). Die Walliser Bahn war 1859 als Ligne d'Italie von Bouveret am Genfersee nach Martigny VS eröffnet und 1860 bis Sion verlängert worden. Die 1875 gegründete Simplonbahn übernahm die Ligne d'Italie nach deren Konkurs und verlängerte sie 1878 bis Brig. Die Simplonlinie wurde 1888 von der Westbahn übernommen. Der Bau des Simplontunnels wurde 1895 in einem Staatsvertrag zwischen Italien und der Schweiz vereinbart, 1898 begonnen und mit zunächst einer Röhre und einem Kabel- und Lüftungsstollen 1906 fertig gestellt. Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts blieb der Tunnel mit 19'803 m der längste Eisenbahntunnel der Welt.

Die Bahnen im Bündnerland

Nachdem der Gotthard den Sieg über die Ostalpenbahn davon getragen hatte, und keine Aussicht auf grosse Subventionen mehr bestand, entschloss man sich in Graubünden zum Bau von schmalspurigen Regionalbahnen. Besonders im Gebirge konnte damit bei Brücken und Tunnels viel Geld gespart werden. 1896 wurde die Strecke Chur Reichenau - Thusis eröffnet, 1903 der Albulatunnel (5865 m lang) und damit die Verbindung ins Engadin, 1910 die Berninabahn, 1912 die Linie Reichenau - Disentis ins Vorderrheintal, 1913 die Strecke Bever - Zuoz - Zernez - Scuol (Unterengadin), 1926 die Furka-Oberalp-Bahn (FO) Brig (VS) - Furkapass - Andermatt - Oberalppass - Disentis (GR), letztere streckenweise mit Zahnrad.

Tourismusbahnen

Die Vitznau - Rigi - Bahn wurde 1871 als erste Zahnradbahn der Welt in Betrieb genommen. Der Zahnradantrieb wurde von Niklaus Riggenbach erfunden.

Die Jungfraubahn wurde 1896 - 1912 erbaut. Die Station Jungfraujoch ist mit 3457 m.ü.M. die höchstgelegene Europas ("Top of Europe").

Der Bauboom bei den Bergbahnen - ausgelöst durch die erfreuliche Entwicklung der Tourismusindustrie - trug seinerseits wieder kräftig zur Belebung des Tourismus bei.



Krise der Privatbahnen und Verstaatlichung

Die deutschen Bahnen entstanden zumeist als Privatbahnen, wurden aber zwischen 1880 und 1900 in den Besitz der Länder überf&uumL;hrt, ehe sie 1920 zur "Deutschen Reichsbahn" zusammengefasst wurden.

In der Schweiz lösten eine akute Finanzierungskrise und die mangelnde Beachtung der Sicherheit (1891 kamen beim Einsturz der Eisenbahnbrücke über die Birs bei Münchenstein BL unter einem fahrenden Zug 73 Menschen ums Leben) die Verstaatlichung der grossen Privatbahnen und die Gründung der "Schweizerischen Bundesbahnen (SBB)" vor hundert Jahren (1902) aus. 1898 wurde in einer Volkabstimmung mit grossem Mehr (386'634 Ja : 182'718 Nein = 68 % Ja) das Bundesgesetz betr. Erwerbung und Betrieb von Eisenbahnen durch den Bund angenommen. Der erste konservative Bundesrat Joseph Zemp argumentierte erfolgreich gegen die ausländische Beherrschung der Bahnen (57000 von 68000 Aktien der Nordostbahn, 20000 von 34000 Aktien der Centralbahn). Beschlossen wurde der Kauf folgender Bahnen:

Der Ankauf sollte bis 1903 erfolgen. Da die Gotthardbahn mit massiven Subventionen Italiens (55 Mio. Fr.) und Deutschlands (30 Mio. Fr.) erbaut worden war, mussten die betreffenden Staatsverträge angepasst werden. Als Gegenleistung für den Verzicht auf Dividenden verlangten diese eine bedeutende Herabsetzung der Bergfahrtszuschläge. Die Gotthardbahn kam deshalb erst 1909 zu den SBB. Das eigenmächtige Vorgehen des Bundesrates in dieser Frage hatte ein politisches Nachspiel: Eine 1913 eingereichte und 1921 mit einer satten Mehrheit von 71% angenommene Volksinitiative verlangte die Unterstellung von Staatsverträgen mit einer mehr als 15-jährigen Laufzeit unter das fakultative Referendum

Kaum waren die Bahnen der Pionierphase verstaatlicht, wurden neue Bahnen auf gemischtwirtschaftlicher Basis gebaut, die bis heute ihren Status als Konzessionierte Transportunternehmen (KTU) beibehalten konnten, obwohl sie vom Bund und den Kantonen stark subventioniert werden. Die weitherum gebrächliche Bezeichnung Privatbahnen ist dagegen einigermassen irreführend, weil die meisten dieser Bahnen nur zu rund einem Drittel im Besitz privater Aktionäre stehen, zu zwei Dritteln jedoch dem Bund sowie den betroffenen Kantonen und Gemeinden gehören. 1910: Bodensee - Toggenburg - Bahn (2002 mit der Südostbahn fusioniert) 1913: (Bern -) Lötschberg (- Simplon) Bahn (BLS).

Trambahnen

Die ersten städtischen Trams (Zürich 1882) wurden noch als Pferdestrassenbahnen betrieben, denn auf den extrem kurzen Strecken zwischen den Haltestellen wäre eine Dampflokomotive nie wirtschaftlich geworden. 1894 erhielten sie Konkurrenz von elektrischen Trambahnen und schon 1900 hatten die Strassenbahnpferde in Zürich ausgewiehert. Mit dem Aufkommen der Autos nach dem 2. Weltkrieg wurden die Trams in einigen Städten in Frage gestellt und durch Busse ersetzt, so u.a. in Luzern. In den letzten Jahren erleben Trams und Stadtbahnen dagegen wieder eine 'Renaissance'.

Bahn 2000

12.12.2004 Erfolgreicher Start der Bahn 2000. Der grösste Fahrplanwechsel der Schweizer Eisenbahngeschichte geht ohne grössere Probleme über die Bühne. Die Züge verkehren nach dem dichteren Taktfahrplan auch in den folgenden Tagen mit Güterverkehr sowie über die Weihnachtsfeiertage wie gewohnt pünktlich. In Betrieb geht als Kern die Neubaustrecke Mattstetten-Rothrist. Am Fahrplankonzept mit stündlichen und halbstündlichen "Spinnen" in den grossen Knotenbahnhöfen Zürich, Basel, Bern und Lausanne haben Spezialisten während 20 Jahren gearbeitet.



Motorräder, Autos und Lastwagen

Das erste Fahrrad mit Dampfmaschine wurde 1868 von Pierre Michaux und M. Perreaux konstruiert. 1885 begann das Zeitalter der Verbrennungsmotoren mit einem Motorrad von Gottlieb Daimler und dem ersten Motorwagen von Carl Benz, dem 1886 die Motorkutsche von Daimler folgte.

Die Serienproduktion von Autos setzte mit dem legendären Modell "T" von Henry Ford ein (zwischen 1906 und 1919 wurden in den USA mehr als 15 Millionen Stück davon produziert). 1912 verhängte der Kanton Schwyz ein Sonntagsfahrverbot für Autos, auch in Glarus galt ein solches. Die Bündner Alpenstrassen waren für den Autoverkehr ganz gesperrt.

Saurer Lastwagen Auch die Schweiz versuchte dabei zu sein: Bereits 1878 konstruierte der Zürcher Albert Schmidt ein Dampfautomobil und fuhr damit in 15 Tagen nach Paris an die Weltausstellung. 1896 begann die schon länger bestehende Maschinenfabrik Adolph Saurer in Arbon TG mit dem Bau von Autos und 1903 auch von Lastwagen. Eine ganze Reihe weiterer Firmen stiegen ebenfalls ins Autogeschäft ein, mussten aber schon bald wieder aufgeben. Einzig die Entwicklung und Produktion von Lastwagen konnte bei Saurer bis in die späten 1970'er Jahre aufrecht erhalten werden, dann musste auch diese Marke der ausländischen Konkurrenz weichen.


Während in Deutschland Autobahnbau und Autoproduktion vom Staat nicht zuletzt aus militärischen Gründen gefördert wurden, begnügte sich die Schweiz zunächst mit Ausbauten der Hauptstrassen. In den 1930'er Jahren konnten sich in der Schweiz nur wenige Wohlhabende ein Auto leisten, während des 2. Weltkrieges war Treibstoff ohnehin kaum zu bekommen und von den wenigen unentbehrlichen Nutzfahrzeugen (Traktoren und Lastwagen) wurden viele mit so genannten Holzvergasern ausgerüstet, die durch die Verbrennung von Holz ein Gas erzeugten, Der legendäre VW-Käfer mit dem sich ein Benzinmotor notdürftig betreiben liess. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Krieg konnten sich mehr und mehr Leute ein Auto leisten. In den 1950'er und 1960'er Jahren erfreuten sich vor allem bescheidene Modelle wie der französische Döschwo (Citroën 2 CV), der italienische Fiat 500 und natürlich der unverwüstliche deutsche VW-Käfer (das bis heute weltweit meistverkaufte Auto) grosser Beliebtheit.



Luftfahrt

Flugpioniere

Geo Chavez überflog 1910 als erster den Simplon, erlag jedoch wenige Tage später den Verletzungen, die er sich bei der unsanften Landung zugezogen hatte. 1912 überquerte Oskar Bider (1891 - 1919) die Pyrenäen von Pau (F) nach Madrid, ein Jahr später die Alpen von Bern nach Mailand mit einem Zwischenstopp in Domodossola. In Dübendorf wurde 1910 der erste Flugplatz der Schweiz eröffnet, er dient heute als Militärflugplatz.

Passagierflugverkehr

1922 nahm die Ad Astra Aero [lateinisch: Zu den Sternen ...] mit Sitz in Zürich den fahrplanmässigen Linienflugverkehr zwischen Zürich, Genf und Neuchâtel auf, 1925 folgte die Balair in Basel mit Basel - Freiburg (D) - Mannheim (D). Die Balair wuchs rasch, 1929 wurde Basel als grösster Flugplatz der Schweiz von neun Linien direkt angeflogen. Wegen der Weltwirtschaftskrise mussten die beiden Gesellschaften auf Druck des eidgenössischen Luftamtes hin am 1. 1. 1931 zur Swissair mit Sitz in Zürich fusionieren.

2001: "Grounding" der Swissair. Die Swissair hatte eine riskante Wachstumsstrategie verfolgt und in den 1990'er Jahren Beteiligungen an mehreren kränkelnden ausländischen Fluggesellschaften erworben, u.a. an der belgischen Sabena. Diese wurden jedoch zu Sanierungsfällen und verschlangen Unsummen von Geld. Ein Rettungsversuch mit neuem Management Anfang 2001 schlug fehl. Aus der ehemaligen Swissair-Tochtergesellschaft Crossair, den ohnehin geleasten Swissair-Flugzeugen und einem Teil des Swissair-Personals wurde dann durch Bundesrat und Banken als Nachfolgerin die Gesellschaft Swiss gezimmert. Die Swissair befindet sich derzeit immer noch im Konkursverfahren.




Literatur und Links zur Geschichte des Verkehrs in der Schweiz


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30.12.2004
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